Frühen Vereinsstempeln und Briefbögen aus der Zeit um 1930 sind der ursprüngliche Vereinsname und das Gründungsjahr zu entnehmen: "Imkerverein Bocholt und Umgegend von 1919". Aus einer Liste von 1952, die die Eintrittsjahre der Mitglieder verzeichnet, geht hervor, dass es einen Vorgänger gab, über dessen Gründung und Auflösung nichts Näheres bekannt ist. In den ersten 20 Jahren des Bestehens hatte der Verein jeweils etwa 40 bis 50 Mitglieder. In den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren stieg die Zahl deutlich an, erreichte mit 100 Imkern im Jahre 1952 ihren Höchststand und fiel dann stetig auf einen Tiefststand von 35 im Jahre 1980. In den darauf folgenden Jahren stieg die Mitgliederzahl erneut und hat sich in den letzten Jahren bei 55 bis 60 stabilisiert. Am 07.04.1987 wurde der Imkerverein mit neuer Satzung und unter dem neuen Namen „Imkerverein Bocholt und Umgebung e.V.“ in das Vereinsregister der Stadt Bocholt eingetragen und zu gleicher Zeit als gemeinnützig anerkannt.
In der Entwicklung des Vereins spiegelt sich ein Stück Zeitgeschichte. In den Kriegs- und frühen Nachkriegsjahren war Zucker rationiert. Auch privat erzeugter Honig musste versteuert werden. Noch in den sechziger Jahren kümmerte sich der Imkerverein um den Bezug von steuerfreiem Zucker für die Winterfütterung. Die zweckgebundene Menge war zunächst auf 5 kg, ab 1955 auf 7,5 kg je Volk begrenzt. Der Zucker war vergällt, Bitterstoffe oder Eisenoxid machten ihn für den menschlichen Gebrauch ungeeignet. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft in den fünfziger Jahren endete der Zuckermangel und damit für den einen oder anderen auch der Anreiz, Bienen zu halten. Der Rückgang der Bienenhaltung bis 1980 ist vielleicht so zu erklären.
In den siebziger und achtziger Jahren wurde ein neues Natur- und Umweltdenken populär. Die Bedeutung der Bestäubungsleistung der Bienen für Natur- und Kulturpflanzen und damit für den Schutz der Umwelt wurde öffentlich diskutiert. Als Mittel gesunder Ernährung wurde Honig beliebt und begehrt. Zur gleichen Zeit wuchs der Wunsch nach gestalteter Freizeit. Beides zusammen mag das steigende Interesse an der Bienenhaltung erklären.
Maßgeblichen Einfluss auf die Arbeit des Vereins und auf die Harmonie im Inneren haben die Vorstände. Vorsitzender des Vereins war bis Anfang 1951 das Gründungsmitglied Heinrich Becker. Ihm folgten Bernhard Demming (bis 1966), Rudi Holthausen (bis 1978) , Herbert Severt (bis 1995), Heinz Josef Klein Hitpaß (bis 2006) und Bernhard Krasenbrink (bis 2014). Den aktuellen Vorstand findet man hier.
Die Erhaltung der Bienen durch Ausbildung und Förderung seiner Mitglieder, der Schutz der Bienen durch Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung der Bienen für Natur und Umwelt sowie die aktive Mitarbeit im Umwelt- und Landschaftsschutz sind Satzungsgebote.
Das Interesse der Imker richtet sich auf einen guten Ertrag von qualitativ hochwertigem Honig. Der Imkerverein ist aktiv an der Qualitätskontrolle beteiligt. Honig wird in Gläser des Deutschen Imkerbundes abgefüllt, eine individuelle Kontrollnummer ist in die Banderolen eingedruckt.
Einen breiten Raum nimmt im Bocholter Imkerverein die Zucht ein. Ziel ist die Reinzucht von Bienen, die sanftmütig und schwarmträge sind, rechtzeitig zur Tracht starke Völker bilden und einen guten Ertrag bringen. Seit über vierzig Jahren unterhält der Imkerverein eine Belegstelle, ursprünglich in der Vardingholter Külve, gegenwärtig in Lankern. Dort stehen gekörte Vatervölker, so dass die Voraussetzungen für eine gute Paarung gegeben sind. Um die Auslese noch besser unter Kontrolle zu bekommen, werden Königinnen seit 1983 auch künstlich besamt. Das besonders gute Ergebnis der Bocholter Zucht zeigt der hohe Cubitalindex, der den Grad der Reinheit einer Bienenrasse anzeigt.
Erhebliche Probleme bereitet der Imkerei die im Jahre 1977 aus Asien eingeschleppte Varroatose-Milbe. Dieser Schädling ist in der Lage, ganze Bienenvölker zu vernichten. Er verbreitete sich ungemein rasch über das gesamte europäische Festland, so dass schon zu Beginn der achtziger Jahre auch unser Gebiet betroffen war.